© Bildagentur PantherMedia  / TristanBM (YAYMicro)

Es ist ja so: Wir wissen, dass uns Umweltschutz am Herzen liegen sollte, weil Natur und dicke Eisbären an der Arktis und Pandas in Bambuswäldern und all sowas voll schön sind und wir auch eine intakte Umwelt brauchen, um zu überleben. Gleichzeitig ist uns die Umwelt aber auch relativ wurscht, weil Umweltschutz mit Einschränkungen verbunden ist. Voll schön finden wir es, wenn wir das Gefühl haben, weitermachen zu können wie bisher und dabei auch noch die Umwelt zu schützen: Spaß haben mit gutem Gewissen. Wie geil ist das denn bitte? Mit dem Datenschutz ist es ähnlich. Wir wollen uns möglichst wenig damit auseinandersetzen müssen und vieles ist uns eigentlich wurscht, es kostet zum Beispiel zwei Sekunden, nicht einfach standardmäßig in das Setzen von Cookies einzuwilligen und das ist häufig schon zu viel. Trotzdem ist uns Datenschutz wichtig, weil wir irgendwo tief in uns drin wissen, dass er uns wichtig sein sollte. Hätten wir die Wahl zwischen: „Internetspaß mit tollem Datenschutz“ und „Internetspaß mit nicht ganz so tollem Datenschutz“, würden wir uns so gut wie immer für Variante 1 entscheiden. Das haben die großen Tech-Unternehmen natürlich auch schon gerafft. Allen voran Apple und Google. Datenschutz ist etwas, was die Leute wollen. Es ist ein bisschen wie die Zutat „mit Liebe gebacken“ im IT-Bereich. Da fühlt man sich gleich viel safer. Und Transparenz ist ja auch super! „Mensch“, könnte man sagen, „da sind ja Apple und Google echt mal user-friendly! Wie gut, dass ich da nicht auf irgendwelche uncoolen Devices und Suchmaschinen umsteigen muss, sondern alles beim Alten bleiben kann und jetzt noch der Datenschutz mit dabei ist!“
Nun ist es andererseits auch so, dass Apple und Google das nicht aus reiner Menschenliebe machen. Sorry for that! Die tun das natürlich, weil dahinter knallharte Geschäftsinteressen stecken. Nun könnte man ja auch sagen: „Klar, dafür hab ich vollstes Verständnis – das sind ja immerhin Unternehmen mit Gewinnabsicht. Solange ich davon profitiere, ist das total okay!“
Die Frage ist nun, ob wir als User davon wirklich nachhaltig profitieren, denn eins steht fest: Apple und Google wirbeln gerade ganz schön die digitale Werbebranche durcheinander. Prinzipiell wäre es ja nicht schlecht, wenn der für die GAFAM-Unternehmen (Google, Apple, Facebook, Amazon, Microsoft) charakteristische Überwachungskapitalismus mal aufgebrochen würde, aber ist das wirklich das Ziel von Apple und Google? Das muss ganz klar verneint werden, denn sie selbst wollen durchaus weiterhin von Überwachungspraktiken profitieren – nur die anderen sollen in die Röhre gucken. Zum Beispiel Facebook. Mark Zuckerberg soll wie ein Rumpelstilzchen getobt haben, als der Sinneswandel publik wurde. Er sieht im Moment seine Felle davonschwimmen, denn personalisierte Werbung bringt nun mal viel mehr Geld als nicht-personalisierte. Davon leben Unternehmen wie Facebook.
Was man sich beim Betrachten des Problems vor Augen führen muss, ist folgende Sache: Es reicht nicht mehr, nur von „Unternehmen“ zu sprechen, wenn von den GAFAM-Unternehmen die Rede ist. Es geht viel eher um proprietäre Märkte, d.h., dass nicht mehr ein Unternehmen Teil eines Marktes ist, sondern ein Markt dem Unternehmen gehört.
Mit genau diesem Problem schlagen sich seit dieser Woche auch die Gerichte herum. Epic hat gegen Apple geklagt, weil das Unternehmen im vergangenen Sommer das Epic-Spiel Fortnite aus dem App-Store geschmissen hat, nachdem Epic ein eigenes Bezahlsystem implementiert hatte, um die fürstlichen 30%, die Apple sonst abschöpft, nicht abtreten zu müssen. Kurz: Epic wirft Apple Monopolpraktiken vor – und je nachdem, wie das Gerichtsverfahren enden wird, wird Apple darauf reagieren müssen.
Das Problem sind die sogenannten „Walled Gardens“, eingemauerte Gärten, denen die User nicht mehr so leicht entkommen könnten, wenn die Mauern erstmal hoch genug sind. Apple ist so eine geschlossene Plattform, die nur bestimmte Anwendungen zulässt – und da fließt eben auch entsprechend Geld. So ist das eben, wenn einem ein Markt gehört. Für die User ist das letztendlich auch eine Sackgasse. Natürlich hat das Ganze auch Vorteile, etwa Sicherheit. Klar, Mauern schützen, aber sie sperren einen eben auch ein. Und dann muss man sich die Frage stellen: Who watches the watchmen? Wer bewacht die Wächter? Oder, wie es eine Frau, die ich einmal zum Thema Machtmissbrauch interviewt habe, ausdrückte: „Du weißt, er beschützt dich vor allem – aber wer beschützt dich vor ihm?“
Das sollten wir nicht aus dem Blick verlieren, wenn wir über das, was gerade im Gange ist, nachdenken und diskutieren.

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