Lange Zeit war die FaceAPP unteranderem auf Facebook und anderen SocialMedia Plattformen der letzte Schrei. Die App eines russischen Unternehmens ließ einen jeden User sich in sein älteres Ich verwandeln. Um die App zu benutzen musste diese natürlich Zugriff auf die Kamera erlangen und aus welchen Gründen auch immer auf den Standort des Telefons, auf dem sie installiert war. Datenschützer warnten vor dem leichtfertigen Gebrauch der App mit der Begründung, dass die Originalfotos in der Cloud verschwinden und die App unkontrolliert Zugriff auf die Handys der Nutzer hat. Wie die New York Times kürzlich aufdeckte, gibt es ein Start-Up, das Gesichtserkennung an US-Behörden verkauft. Drei Milliarden Bilder soll es dafür aus dem Netz gesaugt haben. Das wäre auch in der EU möglich, trotz strengerer Datenschutzregeln.

CLEARVIEW AI

„The Secretive Company That Might End Privacy as We Know It“ so titelte die New York Times. Recherchen förderten ein bisher unbekanntes Start-Up zu Tage, welches eine Gesichtserkennungs-App entwickelte, mit der man Menschen anhand eines Fotos innerhalb von Sekunden identifizieren kann. Als Grundlage dient eine Datenbank mit Milliarden Bildern von Menschen, die sog. ClearView. Die Datenbank wurde aus öffentlich zugänglichen Quellen wie Facebook, Twitter, Instagram und Co. aufgebaut. Die New York times spricht hier sogar von einem Ende der Privatsphäre wie wir sie kennen.

Bei der Technik hinter der App handelt es sich nicht etwa um eine bahnbrechende neue Methode Gesichter einer Person zuzuordnen. ClearView besteht aus verschiedenen bereits bekannten Technologiearten, die zusammen als Werkzeug für die Funktionalität der App fungieren. Erfolgt ein Bild-Upload in die App, wird mittels Mathematik ein Modell berechnet, dass mit anderen Modellen verglichen wird. Daraus folgt eine Anzeige aller im Netz zugänglicher Fotos dieser Person. Eine genaue Identifizierung ist somit kein großer Aufwand mehr. Personenbezogene Daten wie E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Adressen etc. sind somit nicht mehr sicher. In Länder in denen Regierungsgegner verfolgt werden, können Demoteilnehmer identifiziert werden und vieles mehr.

ClearView wird aktuell vor allem von Regierungsbehörden in den USA und Kanada genutzt unter anderem vom FBI. Selbst eine passende Augmented-Reality-Brille soll ClearView entwickelt haben. Anonymität auf der Straße würde damit unmöglich, die Suche nach einem Gesicht wäre so einfach wie das schnelle Googlen eines Namens. Zukunftsvisionen wie aus SciFi-Filmen wie Minority Report sind wohl doch nicht so Science Fiction wie gedacht.

DIE SUCHE NACH GESICHTERN

Bis jetzt wird die App nur von Behörden in den USA und Kanada genutzt. Eine Option für europäische Behörden wäre es allemal, da die Methode wohl als äußerst effektiv einzustufen ist. Nur gibt es in Europa seit fast zwei Jahren die Datenschutzgrundverordnung mit dem Ziel personenbezogene Daten zu schützen. Laut einem Richter am Verwaltungsgericht muss ClearView aber nicht zwingend als rechtswidrig eingestuft werden:

„Im Grunde sei der Dienst nicht viel mehr als eine Rückwärts-Bildersuche, wie sie andere Suchmaschinen bereits seit Jahren zur Verfügung stellen. Neu ist im Grunde nur, dass statt Worten nun Gesichter – ermöglicht durch einen Algorithmus zur Gesichtserkennung – durchsucht und verglichen werden. ClearView nutzt für seine Datenbank schließlich Bilder und Informationen, die öffentlich im Netz verfügbar sind. Nichts anderes täten Google und Startpage auch, wenn sie Suchergebnisse ausspuckten. ClearView hatte die Bilder zwar ohne Erlaubnis von Facebook, Twitter und anderen Websites herunter geladen und damit gegen deren Nutzungsbestimmungen verstoßen. Das an sich ist aber noch keine Gesetzesverletzung, sondern zunächst nur ein Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen der Plattformen.“

 

 

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