Im schwäbischen Biberach wurde jetzt die Hallenbad-Webcam, die Besucher über die Belegung des Schwimmbeckens informieren sollte abgeschaltet. Dies war die Reaktion auf die Beschwerde eines eifrigen privaten Datenschützers. Aber auch der Landesdatenschutzbeauftragte Baden-Württembergs sieht den Einsatz der Videoüberwachung äußerst kritisch.

DIE ALTE LEIER VOM UNSICHEREN IOT

Wieder einmal zeigt sich, dass das „Internet of Things“ (IoT) voll von ungeschützten und leicht angreifbaren Geräten ist. Der Datenschützer, der eine Beschwerde zu dieser Videoüberwachung einreichte, war nämlich keinesfalls ein lokaler Gast, sondern wohnt hunderte von Kilometer entfernt in Aachen. Und ihm war es möglich auf einer dem Hallenbad fremden Seite hochauflösende Live-Stream Videos der Kamera zu sehen. Die Stadtwerke selber präsentieren jedoch nur vergleichsweise unscharfe Standbilder auf ihrer Homepage. Auch hier hapert es an der Sicherheit der Webcam, die für Hacker leicht angreifbar ist.

KLÄRUNGSBEDARF MIT DEM LANDESBEAUFTRAGTEN

Die Stadtwerke versuchen nun zu klären, was zu tun ist um den Kamerabetrieb wieder aufzunehmen. Stefan Brink, der diese Position seit Kurzem innehält, will gerne beratend zur Seite stehen, sieht die Videoüberwachung aber generell eher kritisch: „Ein Schwimmbad hat eine andere Sensibilität als ein Marktplatz oder ein Bahnhof. Wir als Datenschützer legen besonderen Wert darauf, dass es gerade dort keine Videoüberwachung gibt. Deshalb sind wir auch gegen derartige Kameras in Gaststätten.“ Dabei sei auch eine Sicherheitsüberwachung auf Monitore des Bademeisters kein so erheblicher Eingriff wie ein Live-Stream ins Internet.

KEIN EINZELFALL

Dabei ist es durchaus keine Seltenheit, dass Videoaufzeichnungen von Schwimmbädern auf deren Internetseiten zu finden sind. 2015 gab es einen ähnlichen Fall in Darmstadt. Auch dort entschied der Landesbeauftragte, dass die Kamera abzuschalten sei. Eine kurze Recherche mit den Suchbegriffen „Hallenbad“ und „Webcam“ im Netz und man findet z. B. das Bulmare in Burglengenfeld, das Rosenheimer Hallenbad, die Ratinger Bäder oder das Meerwasserhallenbad in Niendorf, das sogar auf wetter.com als Live-Stream einzusehen ist. Angegeben wird dabei zumeist dass die Videoüberwachung zur Sicherheit der Badegäste stattfindet. Hier hofft man wohl, das ertrinkende Gäste von Internetnutzern auf den Seychellen beobachtet werden, die dann im Schwimmbad anrufen um den Bademeister zu verständigen?

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