Georg Flammersberger von der greenQuality Flammersberger + Färber GbR zeigt im heutigen Gastbeitrag einen sehr einfach, naheliegenden und bekannten Weg auf, wie die Anforderungen des Abschnitts 5.1 Führung der DIN EN ISO 9001:2015 sehr einfach und zielführend umgesetzt werden kann.

Führung

Im Kapitel 5.1.1 der neuen DIN EN ISO 9001:2015 bringt die Norm klar den Willen zum Ausdruck, dem Qualitätsmanagement den Rücken zu stärken. Sie formuliert den Abschnitt 5.1 Führung und Verpflichtung. Eines vorneweg: bei Führung geht es in keiner Weise um Personalführung, sondern Führung steht für „Oberste Leitung“, was gleichbedeutend ist mit Geschäftsleitung, und zeigt die Verantwortung der Leitung auf, die sie gegenüber dem Qualitätsmanagement hat.
Dass dabei der oder die Qualitätsmanagementbeauftragte nicht mehr erwähnt wird ist kein Wiederspruch, sondern letztendlich konsequent, denn durch diesen Schritt soll sich die Leitung zukünftig nicht mehr auf den Qualitätsmanagementbeauftragten ausruhen können. Wie bei allen Änderungen der 2015-er muss natürlich in Hinblick auf
den Qualitätsmanagementbeauftragten nichts gemacht werden: die Stelle und auch das Aufgabengebiet können in bestehenden Systemen unverändert gelassen werden und es steht dem Unternehmen auch frei, weiterhin einen Qualitätsmanagementbeauftragten zu ernennen.
Wörtlich steht in der Norm folgendes:
a) die Rechenschaftspflicht für die Wirksamkeit des Qualitätsmanagementsystems übernimmt;
b) sicherstellt, dass die Qualitätspolitik und die Qualitätsziele für das Qualitätsmanagementsystem festgelegt und mit dem Kontext und der strategischen Ausrichtung der Organisation vereinbar sind;
c) sicherstellt, dass die Anforderungen des Qualitätsmanagementsystems in die Geschäftsprozesse der Organisation integriert werden;
d) die Anwendung des prozessorientierten Ansatzes und das risikobasierte Denken fördern;
e) sicherstellt, dass die für das Qualitätsmanagementsystem erforderlichen Ressourcen zur Verfügung stehen;
f) die Bedeutung eines wirksamen Qualitätsmanagements sowie die Wichtigkeit der Erfüllung der Anforderungen des Qualitätsmanagementsystems vermittelt;
g) sicherstellt, dass das Qualitätsmanagementsystem seine beabsichtigten Ergebnisse erzielt;
h) Personen einsetzt, anleitet und unterstützt, damit diese zur Wirksamkeit des Qualitätsmanagementsystems beitragen;
i) Verbesserungen fördert;
j) andere relevante Führungskräfte unterstützt, um deren Führungsrolle in deren jeweiligen Verantwortungsbereich deutlich zu machen

QUALITÄTSPOLITIK UND -ZIELE

Fangen wir zunächst einmal mit b und f, der Qualitätspolitik, den Qualitätszielen und deren Bedeutung an. Da hat sich im Vergleich zur 2008-er ja kaum etwas geändert. Auch vorher musste die Qualitätspolitik allen Mitarbeitern bekannt sein und die Qualitätsziele ebenso. Auch sollten aus den übergeordneten Qualitätszielen Ziele für die einzelnen Prozesse abgeleitet werden. In Hinblick auf den neuen Abschnitt 4.1 Kontext der Organisation sollte aber bedacht werden, dass es jetzt
notwendig ist, dass alle interessierten Parteien über die Qualitätspolitik Bescheid wissen müssen, vor allem, wenn sie für das Unternehmen und die Produkte und Dienstleistungen relevant sind. Der einfachste Weg dahin ist natürlich die Unternehmenswebseite, auf der die Qualitätspolitik publiziert werden kann. Auch regelmäßige Newsletter, in der ein Abschnitt für das Qualitätsmanagement vorgesehen ist bedient diese Anforderung.

CHANCEN UND RISIKEN

Der Aspekt c) stellt die Verknüpfung mit dem unter 4.4.1 gestärkten prozessorientierten Ansatz dar. Er wird am besten durch Qualitätskennzahlen und Qualitätssicherungsmaßnahmen in allen Prozessen zum Ausdruck gebracht. Ähnliches gilt für den Aspekt d) Anwendung des prozessorientierten und risikobasierten (siehe 6.1) Ansatzes. Bitte denkt daran, dass die Norm im Wortlaut fast immer von Risiken und Chancen spricht. Nur umgangssprachlich verdichtet sich die Diskussion
auf Risikomanagement. Ein solches ist jedoch nicht gefordert. Es geht hier darum, dass die Chancen und die Risiken, die in einem Prozess beinhaltet sind erkannt, bewertet und gesteuert werden. Am leichtesten sind die Risiken eines Prozesses über die darin enthaltenen Entscheidungen (ja oder nein, gut oder schlecht, ok oder nicht ok) und die Aktivitäten zu identifizieren. Wenn es zum Beispiel im Angebotsprozess die Entscheidung gibt, ob alle Kundenanforderungen als Grundlage für die Angebotserstellung bekannt sind, dann wird durch diese Entscheidung ein Risiko beschrieben für den Fall, dass dies nicht der Fall ist. Macht Euch also auf die Suche nach den Entscheidungen und Prüfungen in Euren Prozessen und leitet daraus Eure Risiken ab. Die Chancen findet Ihr am leichtesten in den jeweiligen Verfahrensschritten. Wenn diese richtig ausgeführt werden liegen dafür Chancen für den Prozess. Natürlich solltet Ihr solche auswählen, die auch eine echte Bedeutung für den Prozess haben, aber fündig werdet Ihr auf diesem Weg auf jeden Fall. Im Umkehrschluss rate ich dringend davon ab, abstrakt und ohne Prozessbezug Chancen und Risiken zu definieren, denn sehr häufig können diese nicht durch das Qualitätsmanagement, sondern eher über die Verantwortlichen und die Oberste Leitung vermieden bzw. realisiert werden

MANAGEMENTBERICHT

Im Aspekt g) zu den gewünschten Ergebnissen steckt wiederum der Bezug zu den Qualitätszielen. Dieser Aspekt ist erfüllt, wenn Qualitätsziele für die Prozesse definiert sind und diese gemessen werden. Und jetzt kommt der Tipp, mit dem wir die restlichen Aspekte dieses Abschnittes abdecken: Der Managementbericht. Im
Aspekt a) steht, dass die Oberste Leitung die Rechenschaftspflicht über die Wirksamkeit des Qualitätsmanagements innehat. Die Aspekte e) erforderliche Ressourcen, h) Qualifikation des QM-Personals können perfekt im Qualitätsmanagement abgebildet werden. Integriert in den Managementbericht, welche Qualifikationen und Ressourcen für den wirksamen Betrieb des Qualitätsmanagements benötigt werden. Baut Euch dazu eine Liste auf und bewertet die darin aufgeführten Anforderungen (Personal, Software, Arbeitsplätze, Besprechungszimmer, Publikationen, Schulungen, Zugang zu Entscheidern etc.) regelmäßig, also mindestens einmal jährlich, bevor der Managementbericht erstellt wird.
Unser Rat an alle im Qualitätsmanagement: nutzt die Chance, die Euch die neue Norm bietet und verschafft Euch regelmäßigen Zugang zur Obersten Leitung.

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