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© Bildagentur PantherMedia / egal
Morgen werden wir uns freun! Jaja, Jubel und Leben im Haus und Weihnachtstag – das stellen wir uns immer noch so schön vor wie im ausgehenden 18. Jahrhundert, als Kinderliederdichter Küchen mit Herdchen, bunte Harlekine und fleiß’ge Sägemänner zum Inbegriff der Weihnachtsfreude erklärt haben. Heute wäre das nix mehr. Ein bunter Harlekin entlockt den lieben Kleinen allenfalls Gemotze – außer, es handelt sich um eine Pennywise-Puppe. Gefragt sind stattdessen smarte Spielsachen, am besten mit Lerneffekt!
In Müttergruppen suchen Muttis und Mamis Rat: „Meine Tochter (5) wünscht sich eine Luvabella. Aber ich finde die gruselig! Soll ich ihr trotzdem eine kaufen? Wer hat schon eine? Erfahrungen?“ Die „zauberhafte Babypuppe“, die „super realistic“ sein soll, sieht echt creepy aus – wie die Tochter von Chucky, der Mörderpuppe. Drei Mütter schreiben, dass sie ihren Kindern die Puppe gekauft haben, sich aber selbst davor fürchten und sie deshalb nachts immer abschalten oder sogar im Gästeklo einsperren. Die Puppe verfolgt einen mit dem Blick und bei jeder Bewegung surren die Motoren. Abgesehen von ihrer Seelenlosigkeit ist sie aber echt süß! Sie lässt sich füttern, in den Schlaf wiegen, sie spielt mit Kuscheltieren und kann sprechen lernen, wenn man sich mit ihr beschäftigt. Und das Beste daran: Luvabella ist – zumindest in puncto Datenschutz – unbedenklich, denn sie wird weder via App gesteuert, noch hat sie eine sonst wie geartete Verbindung zum Internet. Viel gruseliger waren da diverse andere Puppen, die zwar weit weniger an Chucky erinnert haben, aber trotzdem ein echtes Sicherheitsrisiko bargen…
ÄRGER MIT DEM TKG, STATT SPASS MIT TKKG
Da gab es zum Beispiel Hello Barbie, die interaktive Modepuppe, die nicht nur langbeinig und lernfähig, sondern vor allem WLAN-fähig war, so dass sie mit Kindern interagieren konnte. Die „Abhör-Barbie“ wurde schließlich gehackt und verschwand vom Markt. Für noch mehr Aufsehen sorgte My friend Cayla, eine 45 Zentimeter große Puppe, die zu Weihnachten 2016 unter zahlreichen Christbäumen lag und bereits im Februar 2017 von der Bundesnetzagentur (BNetzA) verboten wurde. Eltern, die die Puppe gekauft hatten, wurden unmissverständlich zum Puppenmord aufgefordert: „Vernichten Sie diese Puppe!“ Wer Cayla nicht zerstört hat, beging eine Straftat, da die Puppe eine nach §90 des Telekommunikationsgesetzes (TKG) versteckte, sendefähige Anlage enthielt. Und das Gesetz ist da sehr deutlich: „Es ist verboten, Sendeanlagen oder sonstige Telekommunikationsanlagen zu besitzen, herzustellen, zu vertreiben, einzuführen oder sonst in den Geltungsbereich dieses Gesetzes zu verbringen, die ihrer Form nach einen anderen Gegenstand vortäuschen oder die mit Gegenständen des täglichen Gebrauchs verkleidet sind und auf Grund dieser Umstände oder auf Grund ihrer Funktionsweise in besonderer Weise geeignet und dazu bestimmt sind, das nicht öffentlich gesprochene Wort eines anderen von diesem unbemerkt abzuhören oder das Bild eines anderen von diesem unbemerkt aufzunehmen.“
Dass das TKG kein Spaßgesetz ist, bekam 2006 ein 59-jähriger Bärenbesitzer aus Straubing zu spüren. Er hatte über einen Teleshoppingkanal eine „Teddycam“ gekauft, die mit Mikrofon und Kamera ausgestattet der Überwachung von Säuglingen und Kleinkindern dienen sollte. Nachdem der Homeshoppingkanal die Kunden wenig später dazu aufgefordert hatte, die bärigen Spione zurückzuschicken, taten 90% der Käuferinnen und Käufer das auch – gegen den Rest wurde anhand der Kundenliste durch die Staatsanwaltschaft ermittelt. Auch der Straubinger musste seinen Bären drangeben.
Bei smartem Spielzeug sollten Eltern also sehr genau hinsehen, wenn sie nicht wollen, dass der Nachwuchs überwacht wird.
UHREN MIT OHREN
Aber was ist eigentlich, wenn Eltern ihre Kinder selbst überwachen wollen, weil sie der Auffassung sind, dass das für mehr Sicherheit sorgt? Vor wenigen Tagen wurde vor einer Smartwatch aus China gewarnt. Die SMA-WATCH-M2, die eine SIM-Karte enthält und den Standort des Kindes via GPS-Tracker verrät, erlaubt unter anderem das Mithören, so dass Eltern auch vertrauliche Schulweggespräche und die Geräuschkulisse auf dem Schulhof oder im Klassenzimmer analysieren könnten, ohne dass das Kind etwas davon mitbekommen würde. Das AV-Test Institut stellte allerdings fest, dass sämtliche Daten unverschlüsselt auf einem Server liegen – Name, Adresse, Alter, Fotos, Echtzeit-GPS-Positionsdaten, Wohnort, Schulweg und Kommunikation mit Eltern oder Großeltern – auf all diese Dinge konnte zugegriffen werden. Pearl, der deutsche Anbieter, hat die Überwachungsuhr sofort nach Veröffentlichung des Tests aus den Regalen nehmen lassen.
In der 2013 erschienen Dystopie The Circle ist die Überwachung von Kindern auch mal Thema. Dort nimmt das Ganze freilich kein gutes Ende…
Angesichts der alljährlichen Datenskandale rund um smartes Spielzeug und andere Überwachungstools sollten Eltern sich gründlich überlegen, was sie unter den Weihnachtsbaum packen, Spione sind nämlich nur cool, wenn sie in Filmen vorkommen…
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