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Johannes S., ein 20-jähriger Schüler, der sich auf Twitter 0rbit nannte, soll für den Hackerangriff auf Politiker und Prominente verantwortlich sein, und nicht nur die Netzwelt feiert den jungen Mann wie einen Helden. Claudia Blum, die Bürgermeisterin des 7.000-Seelen-Ortes Homberg/Ohm, in dem der Täter gemeinsam mit seinen Eltern wohnt, findet gar, der Arztsohn habe der Republik „den Spiegel vorgehalten“. Das ist doch wirklich löblich und auf keinen Fall ein Verbrechen. Einbrecher halten uns ja auch ständig den Spiegel vor, was Einbruchschutz angeht… Danke dafür!
„Einsperren? Einstellen!“, kommentiert Jens H. unter dem Beitrag einer deutschen Tageszeitung. Und die vertrottelten Politiker und Promis, die keine Ahnung von der bunten Netzwelt haben, sind eben selbst schuld. Wer behauptet, dass er schon „seit den 80er Jahren im Internet unterwegs“ wäre, dem gehört’s doch nicht anders! – So der Grundtenor. Die heutige Jugend aber, ist natürlich netzaffin und absolut kompetent, was diesen ganzen ominösen Technikkram angeht. Viele Nutzer von sozialen Netzwerken prophezeien dem 20-Jährigen eine strahlende Zukunft in der IT-Branche. Um diesen Mordskerl müssten sich die IT-Sicherheitsfirmen doch prügeln! Das ist verrückterweise ein völlig gängiger Gedanke. Nach dieser Logik müsste die Polizei ihre Mitarbeiter in den Gefängnissen rekrutieren, denn hey, Verbrecher kennen ja wohl die besten Tricks und sind damit klarerweise auch am kompetentesten in puncto Verbrechensbekämpfung!
HACKER VS. HEXEN & KONSUM VS. KOMPETENZ
Das Bild von Hackern ist so stark von Mythen geprägt, dass man sie als eine Art Hexenmeister des Informationszeitalters betrachten könnte – weise Zauberkundige, die unverständlichen und irgendwie gefährlichen Kram können. Aber weil wir heute aufgeklärt sind, foltern, ersäufen und verbrennen wir sie nicht mehr, sondern bewundern sie. Etwas anderes bleibt uns ja nicht übrig, sonst hacken die am Ende noch uns und erzählen allen, was für peinliche Chatnachrichten wir schreiben!
Das Bild von heutigen Jugendlichen ist übrigens auch stark von Mythen geprägt. Es heißt, sie hätten alle total viel Ahnung von Technik und natürlich auch vom Hacken. Züchten wir nicht gerade lauter kleine Kevin Mitnicks heran, die dank Smartphone zur Einschulung später mal mit ein paar Zeilen Quellcode die komplette Bundesrepublik lahmlegen können? Kein Witz, so etwas glauben Leute! Ich habe kürzlich in einer Müttergruppe eine Diskussion verfolgt, in der es darum ging, ob ein Fünfjähriger schon ein iPhone haben dürfte. Es stand vielfach die Befürchtung im Raum, dass der Medienkompetenzzug schneller abgefahren sein könnte, als der Junge in der Lage wäre, „piep“ zu schreiben. Mütter, die meinten, dass man mit der Anschaffung eines Smartphones noch bis zur 5. Klasse warten könnte, weil die Nutzung mitunter auch mit gewissen Risiken – und anderem dem, beklaut zu werden – verbunden wäre, wurden gnadenlos niedergebügelt. Die verrückteste Aussage, die ich in diesem Zusammenhang gelesen habe, war übrigens folgende: „Das erste Smartphone erst mit 12, aber den ersten Sex schon mit 10 oder 11!! Und das erste Kind dann mit 13!! Nach meiner Erfahrung sind das genau die Mütter, die den Kindern Smartphones verbieten, aber Sex erlauben!“ [Anmerkung der Verfasserin: Rechtschreibung und Grammatik behutsam an die Regeln der deutschen Sprache angepasst.] Hier wird Medienkonsum mit Medienkompetenz verwechselt, aber das ist wahrscheinlich noch einer der weniger gravierenden Denkfehler in diesem kruden Gedankenkonstrukt… Wer viel konsumiert, ist nicht zwangsläufig kompetenter, sonst müssten Alkoholiker am besten mit Alkohol umgehen können.
SICHERHEIT, VERANTWORTUNGSBEWUSSTSEIN UND VERLÄSSLICHKEIT
Der 20-Jährige 0rbit verfügte zwar über eine gewisse Kompetenz und genug Taschengeld, um im Darknet Daten zu shoppen, aber Verantwortungsbewusstsein war nicht gerade seine Stärke. Na gut, er hat ein entscheidendes Beweisstück – einen Rechner – nicht etwa mit dem Hammer kaputtgehauen und in den Niederwälder See geschmissen, der keine 15 Kilometer von seiner Heimatstadt entfernt liegen würde, sondern brav auf den Recyclinghof gebracht – das zeugt ja doch von einem gewissen Verantwortungsbewusstsein. Für eine sofortige Festanstellung bei einem IT-Unternehmen reicht das aber wahrscheinlich eher nicht. „Black Hats“, also Hacker mit sehr viel krimineller Energie sind nicht unbedingt die erste Wahl in puncto Personal in einem sicherheitsrelevanten Bereich. Dafür ist nicht nur fachliche Kompetenz, sondern auch eine gewisse Verlässlichkeit, die weit über „Ich komme pünktlich zur Arbeit!“ hinausgeht, erforderlich. Wenn ein potenzieller Mitarbeiter vor allem dadurch glänzt, dass er sensible Daten veröffentlicht, nur weil er sich über irgendwen ärgert, würde ich mich als Chef auch nicht ganz wohlfühlen. Wer als Arbeitgeber unbedingt den Thrill sucht und auf geringe Impulskontrolle steht, könnte dieses Bedürfnis auch durch die Anschaffung einer verhaltensgestörten Dogge befriedigen – das ist vermutlich vernünftiger.
Jan Schürlein, der wichtigste Zeuge in dem Fall, arbeitet übrigens tatsächlich im Bereich „Datenschutz und Privatsphäre“. Hm, vielleicht sollte die Polizei ihren Nachwuchs doch in den Gefängnissen rekrutieren…
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