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DER GENERALBUNDESANWALT GEHT JETZT GEGEN HACKERATTACKEN VOR

Es ist ja so: Bei James Bond sind die Bösewichte immer mit Sportwägen, Motorbooten und Überschallflugzeugen unterwegs – und Bond muss sich an ihre Fersen heften. So etwas finden viele von uns spannend. In Wirklichkeit sitzen bleiche, russische ITler vor Rechnern und versuchen deutsche Abgeordnete zu verarschen. Cineastisch kein so attraktives Sujet, aber immerhin die Realität. Mittlerweile hat sich der Generalbundesanwalt der Sache angenommen – in Deutschland haben wir ja keinen James Bond, sondern einen Peter Frank. Unter dem Namen „Ghostwriter“ soll eine Cyberangriffskampagne in mehreren Ländern laufen, in deren Rahmen die Daten von Politikern und Politikerinnen abgegriffen werden, um Identitätsdiebstähle verüben und Fake News verbreiten zu können. In Polen und im Baltikum kam es bereits zu ähnlich gearteten Übergriffen. Der Spiegel titelte: „Generalbundesanwalt ermittelt gegen Putins Hacker“ – das hat Wumms. Da wird die gute alte Ost-West-Konflikt-Story richtig knackig aufgerollt.
Deutschland hat sich auch schon mit aller Entschiedenheit, aber leider nicht erfolgreich, gegen die Attacken gewehrt. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes erklärt, wie die Angriffe gestoppt werden sollten: „Die Bundesregierung fordert die russische Regierung mit allem Nachdruck auf, diese unzulässigen Cyberaktivitäten mit sofortiger Wirkung einzustellen.“ Das schert die aber nicht wirklich. Die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa erwiderte lediglich: „Unsere Partner in Deutschland haben gar keine Beweise für eine Beteiligung der Russischen Föderation an diesen Attacken vorgelegt“. Befriedigend ist das nicht wirklich. Aber wie soll das Problem sonst gelöst werden? Man will ja auch nicht unbedingt einen Krieg vom Zaun brechen…
Es ist schwierig, einen Konflikt zu lösen, wenn eine Konfliktpartei vorgibt, dass überhaupt kein Konflikt besteht. Aber immerhin wird deutlich, dass es offenbar immer noch wichtig ist, Menschen in verantwortungsvollen Positionen – und Abgeordnete gehören definitiv dazu -, für das Thema IT zu sensibilisieren. Die Angriffe betrafen sowohl dienstliche als auch private Mailadressen. Und das Erstaunliche an der Sache war: Einige Abgeordnete gingen auf die Phishingmails ein und gaben ihre Daten weiter, so dass ihre Konten kompromittiert wurden.
Kurz vor der Wahl, im August und September, wurden verstärkt Phishingmails verschickt und beantwortet. Besonders stark waren Abgeordnete von Union und SPD betroffen. Was das über die Vorlieben der Russen, pardon: der Täter, aussagt, wissen wir natürlich nicht. Vielleicht kennen die da einfach keine anderen deutschen Parteien.
Es bleibt zu hoffen, dass nicht nur die IT-Kompetenz der Abgeordneten ausgebaut wird, sondern auch die Phishingoffensive bald zum Erliegen kommt. Vielleicht wird es ja nach der Wahl ruhiger. Möglicherweise verliert der russische Militärgeheimdienst GRU, der momentan für die Attacken verantwortlich gemacht wird, das Interesse an der Verbreitung von Fake News. Das könnte spätestens dann der Fall sein, wenn die endlich feststellen, dass viele Abgeordnete schon selbst genug Mist bauen, so dass man sich die Mühe, Fake News über sie zu verbreiten, einfach sparen kann. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden…

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