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UNENDLICHER SPASS?
Einkaufen macht Spaß, aber überlegen Sie mal, was dahintersteckt! §433 BGB „Vertragstypische Pflichten beim Kaufvertrag“ zum Beispiel – lauter so Zeugs. Hat man von all dem keine Ahnung, kann man easy aufs Kreuz gelegt werden. Und das passiert auch nicht selten. Tja, was soll ich sagen: Mit dem Internet ist es genauso. Internet macht Spaß, aber überlegen Sie mal, was dahintersteckt! Artikel 14 DSGVO „Informationspflicht, wenn die personenbezogenen Daten nicht bei der betroffenen Person erhoben wurden“ zum Beispiel – lauter so Zeugs. Hat man von all dem keine Ahnung, kann man easy aufs Kreuz gelegt werden. Und das passiert auch nicht selten.
Und jetzt mal ehrlich: Schmökern wir in unserer Freizeit deshalb voller Inbrunst im BGB und in der DSGVO? Nein, tun wir nicht. Ein paar Leute vielleicht schon, aber die sprechen nicht so offen darüber.
Wir kaufen lieber ein und nutzen das Internet für allerlei Späßchen – u.a. für Einkäufe. Wird schon gutgehen – und wenn nicht, kriegen wir das oft gar nicht mit. Das ist ein bisschen so, wie wenn wir laut „Lalalalala“ singen und uns dabei die Ohren zuhalten. Das macht auch Spaß.
Und weil das BGB und die DSGVO nicht so viele Fans haben, es aber voll schön wäre, wenn sie beliebter wären, setzt man eben auch da auf Spaß. Kuriose Gesetze, populäre Rechtsirrtümer und lustige Fälle, etwa der Sirius- oder der Katzenkönigfall (gucken Sie ruhig nach – es lohnt sich!) haben durchaus Unterhaltungspotenzial, aber wirklich viel lernen wir daraus auch nicht. Wir integrieren dann ein bisschen Kurioses in unsere persönliche Rechtsauffassung und halten uns anschließend für so eine Art Vierteljuristen.
DATENSCHUTZ ATTRAKTIV DANK HIPPER APP?
In puncto Datenschutz schlägt einem noch mehr Phlegma entgegen. Es ist ein bisschen so, als stünde der Datenschutz zwischen uns und dem Spaß. Als würde vor einem Laden ein Herr in grauem Anzug rumhängen, der uns jedes Mal fragt, ob wir uns das mit dem Shoppen auch wirklich gut überlegt haben. So kommt es manchen zumindest vor. Allein schon die Sache mit den Cookies. Die akzeptieren viele ganz schnell, damit es fluxiflux weitergeht und der richtige Spaß losgehen kann.
Und dann kommt das Bundesministerium für Bildung und Forschung daher und unterstützt den Deutschen Volkshochschul-Verband (DVV) dabei, endlich Datenschutzkompetenz im Volk zu etablieren. Sehr löblich! Das Zauberwort heißt Gamification (also Spielifizierung, aber das sagt natürlich keiner). Ganz Deutschland soll jetzt „Stadt | Land | DatenFluss“ zocken. Natürlich gratis. Das muss die Massen doch süchtig machen, hat man sich da im Ministerium wohl gedacht. Die Gesellschaftsstudie „D21-DIGITAL-INDEX 2019/2020“ stellt leider fest, dass viele Bürgerinnen und Bürger, insbesondere solche mit einem niedrigen Bildungsstand, in vielen Kompetenzbereichen abgehängt werden. Das soll die „Stadt | Land | DatenFluss“-App jetzt ändern. Das Design des Bildungsspiels erinnert an SimCity, aber es geht eben um Datenschutz. Ein bisschen kann auch gequizzt werden – „Wer wird Datenschutz-Millionär?“ quasi. Die Resonanz ist eher verhalten, obwohl es gerade jetzt, in einer Zeit, in der sich unser aller Leben noch stärker online abspielt als sonst, eigentlich ein Hit sein sollte. Das Problem ist nicht einmal, dass keiner von der App weiß, sondern die Tatsache, dass die meisten User keine Lust auf das Thema haben. Ich habe ein paar Leute gefragt, ob sie sich das Spiel nicht ansehen wollen – es kostet ja nix. Um es kurz zu machen: Es bestand kein Interesse daran. Es gibt ja auch ganz großartige Mathe-Apps und Erklärvideos, aber Lust auf Mathe kriegen davon die wenigsten Mathemuffel. Datenschutzmuffeln geht’s da nicht anders. Datenschutz ist etwas, das User in den meisten Fällen immer noch vor allem dann interessiert, wenn es sein muss. Im Allgemeinen beschäftigen sich insbesondere Menschen damit, die dazu gezwungen sind, es zu tun.
Es ist ja schließlich auch so, dass ein neuer Laden, der irgendwo aufgemacht hat, zwar eine neue Situation schafft, uns aber auch nicht dazu bringt, uns plötzlich mit dem BGB zu beschäftigen. Warum? Weil wir uns damit nicht auseinandersetzen müssen. Wir sind es gewöhnt, dass alles funktioniert – und wenn wir’s versauen, ist das sowieso nur unser eigenes Problem und wir können es unter den Teppich kehren. Da kriegen wir von niemandem eins auf den Deckel.
Jetzt steht natürlich die Frage im Raum, wie wir den Datenschutz doch noch attraktiv machen können. Glitzer über den grauen Anzug? Ein leckeres Parfum? Eine 20.15-Uhr-Show mit Kai Pflaume oder Günter Jauch? Das ändert auch nicht viel. Vielleicht sollten wir uns einfach damit abfinden, dass nicht alles Spaß machen muss. Umso wichtiger wäre es, dass das Thema in Schulen gelehrt und damit zum Allgemeinwissen wird. Da könnte dann ruhig auch die App zum Einsatz kommen. Eine befreundete Lehrerin hat mir kürzlich erzählt, wie langweilig sie eine Fortbildung zum Thema „digitale Kompetenz“ fand. Ich habe sie gefragt, ob ihr Unterricht immer alle Schüler begeistern würde. Natürlich wäre allgemeine Begeisterung ideal, aber sie ist keineswegs eine notwendige Bedingung. Was sein muss, muss eben manchmal sein – und da gehört das Thema Datenschutz im 21. Jahrhundert definitiv dazu.
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