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© Bildagentur PantherMedia / adogslifephoto
VERTRAUEN IST GUT, KLARE VEREINBARUNGEN SIND BESSER
…zumindest in puncto Datenschutz!
Es ist ja so: Wenn zwei sich zusammentun, dann existieren in der Beziehung bisweilen unterschiedliche Werteuniversen. Wenn eine Deutsche, nennen wir sie Barbara, und ein Amerikaner, nennen wir ihn Kenneth, eine Fernbeziehung führen und Barbara geht davon aus, dass Kenneth in puncto Persönlichkeitsrechte ähnliche Vorstellungen haben dürfte wie sie, dann kann es zu ernsthaften Problemen in der Beziehung kommen, wenn Kenneth zum Beispiel der Auffassung ist, dass es eigentlich ziemlich cool wäre, einen YouTube-Kanal über die geheimsten Geheimnisse einer internationalen Fernbeziehung zu machen. Solange Barbara nichts davon weiß, macht sie das auch nicht heiß. So, und jetzt kommt Max ins Spiel… Der sagt: „Hey Barbie, ich kenn dich! Du bist doch die von Kens Kanal!“ Und weil Max im gleichen Werteuniversum lebt wie Barbara und es nicht ertragen kann, dass Leute wie sie von Leuten wie Kenneth verarscht werden, zieht er vor Gericht – und gewinnt. Klar, Gesetze spiegeln Werte wider. Und wenn man wirklich Wert auf diese Werte legt, muss man sich auch an die Gesetze halten. Aber Kenneth ist das ziemlich egal, der findet die geheimniskrämerischen Europäer einfach nur quirky und ist überzeugt davon, dass die eben so sind wie sie sind, weil sie Schlossgespenster auf ihren Dachböden und Leichen in ihren Kellern haben – ja, die haben auch wirklich was zu verbergen und stellen sich nur deshalb so an. In seiner Heimat darf ruhig jeder alles wissen! Da herrscht die große Offenheit. Warum heißen Geheimdienste da überhaupt Geheimdienste? Vor denen kann man doch gar kein Geheimnis verbergen…
WAS WEG IST, IST WEG
Das EU-US-Privacy-Shield-Abkommen wurde vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) am 16. Juli gekippt. Barbie hängt, was Ken angeht, total in der Luft. Wie soll sie ihm noch vertrauen, wenn die Vereinbarung, die sie hatten, für ihn offenbar nie wirklich gegolten hat? Was sollen die über 5.000 europäischen Unternehmen, die unter dem (vermeintlichen) Schutz des Privacy Shield Daten transferiert haben, denn nun machen, wenn das Ganze im Prinzip eine Farce war? Was würde Captain Picard tun, wenn er erfahren würde, dass die Enterprise Jahre lang ohne Schutzschild durchs All geflogen ist und die Borgs schon längst unbemerkt auf dem Holodeck Samba tanzen? Vor Wut schnauben würde er! Während Lieutenant Commander Data blass und emotionslos neben ihm stünde und angesichts seiner Emotionslosigkeit ein Tränchen vergießen würde. Und Worf, der alte Klingonen-Stratege, bliebe als einziger handlungsfähig und würde erstmal einen Vertrag aufsetzen. Mit Standardvertragsklauseln und weiteren Maßnahmen, die garantieren würden, dass die Borgs draußen bleiben würden und die Welt auf der Enterprise wieder in Ordnung käme. Lasst uns wie Worf sein! Okay, vielleicht nicht in allen Punkten, aber was den Einsatz einer durchdachten Strategie angeht, schon. Was weg ist, ist weg. Da hilft kein Heulen. Was hilft, sind ein klarer Kopf und eine gute Datenschutzberatung.
Langfristig muss es auch definitiv darum gehen, sich in Europa auf eigene Füße zu stellen und den Markt nicht komplett den US-Konzernen zu überlassen. Abhängigkeit kann für wohlige Wärme sorgen, solange derjenige, der am längeren Hebel sitzt, es scheinbar gut mit einem meint. Aber wenn er in einem anderen Werteuniversum lebt, kann das fatal sein, wie Ken und Barbie uns gelehrt haben. Ohne Microsoft, Amazon, Dropbox und Google fühlen wir uns wie in Nordkorea. Ist es wirklich das, was wir wollen? Oder sollten wir uns selbst etwas aufbauen? Immerhin haben wir das Bier erfunden! Ach ne, Moment, das waren die Ägypter… Aber Konrad Zuse! Wenn wir den noch hätten, der würde uns etwas bauen: zuverlässig, gründlich und DSGVO-konform. Vielleicht sollten wir ein Inserat im Internet aufgeben: „Suchen kompetente Entwickler für die Etablierung der europäischen Big Five der Tech-Branche! Stellen gerne Industrieparks und Unis in abgelegenen Tälern zur Verfügung. Zuschriften (nur ernst gemeinte!) bitte an: Innovationszentrale der Europäischen Union. Dornröschenstraße 29, 91279 Schnarchhausen.“
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