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IN ALLEN BUNDESLÄNDERN KNIRSCHEN DIE DATENSCHUTZBEAUFTRAGTEN MIT DEN ZÄHNEN…
…in allen? Nein, ein kleines Bundesland in der Mitte der Republik, hat einen unbeugsamen Datenschutzbeauftragten, der das nicht mehr mitmachen möchte und nicht aufhört, dem Eindringling aus dem fernen Amerika Widerstand zu leisten…
Es ist ja so: Druck ist ein effektives Mittel, um eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Aber oft bringt er auch nix, weil das Gegenüber es einfach nicht gebacken kriegt, sich entsprechend zu verhalten. Die Gründe können unterschiedliche sein. Vielleicht kann es nicht – oder es will nicht. Beides hat zur Folge, dass das Gleiche dabei herauskommt: Nämlich nix!
Der Hessische Beauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (HBDI) hat ein Jahr lang US-amerikanische Videokonferenzsysteme in Schulen geduldet. Zähneknirschend, weil es für die Nutzer so eine einfache Lösung war. Microsoft Teams bot genau das, was das Kultusministerium wollte – und brach nicht zusammen, wie eigene Softwarelösungen, etwa das Internetportal des bayerischen Kultusministeriums, Mebis, das freilich kein Videokonferenzsystem beinhaltet, sondern eine auf moodle basierende Lernplattform, ein Infoportal, eine Mediathek und ein Prüfungsarchiv. Richtigen Distanzunterricht kann man damit nicht machen. In Bayern hat man Mebis so gut wie aufgegeben, weil Microsoft Teams viel mehr bietet und da sagt keiner nein, vor allem in Krisenzeiten nicht, wenn ohnehin alles drunter und drüber geht. Da will man Komplettpakete, mit einer benutzerfreundlichen Oberfläche, stabil laufend und dadurch massentauglich. Die Datenschutzkonformität, ja, die ist erstmal zweitrangig. Das ist etwas, was man als Nutzer nicht so direkt mitbekommt. So wie man sich früher (vor wirklich langer Zeit…) aus Spaß die Füße beim Schuhkauf röntgen lassen konnte, weil das lustig war, die eigenen Knochen zu sehen, ohne dabei eine schwere Verletzung zu haben. Dass es einem langfristig die Gesundheit ruinierte, hat erstmal kein Mensch bemerkt. Und danach war’s dann oft zu spät.
NICHT ALLES IST GUT, NUR WEIL ES ALLE TUN
Datenschützer genießen in Deutschland einen ähnlichen Ruf wie Veganer. Sie sind das fleischgewordene schlechte Gewissen einer Spaßgesellschaft, „Bessermenschen“, die verdammt nochmal irgendwie Recht haben, aber einem etwas wegnehmen wollen, was man liebgewonnen hat. US-amerikanische Software zum Beispiel, den Big Mac unter den Anwendungen.
Es gäbe ja durchaus datenschutzkonforme Lösungen, aber die bieten dann entweder nicht alles oder sie kosten mehr – nicht zwangsläufig mehr Geld, aber oft erfordern sie ein Mehr an Kenntnissen und Kompetenzen. BigBlueButton wäre zum Beispiel ein Open-Source-Webkonferenzsystem, das datenschutzkonform ist. Auch die Nutzung ist denkbar einfach – ich unterrichte selbst damit -, aber es bietet eben nicht alles, was Microsoft im Angebot hat und irgendwer muss das Ganze zum Laufen bringen und am Laufen halten – und zwar jemand, der Ahnung davon hat.
Zudem ist es nicht so bekannt wie Microsoft Teams, das von zahlreichen Unternehmen genutzt wird. Und das ist der eigentliche Knackpunkt. Hier greift nämlich der soziale Beweis. Gerade in Krisenzeiten wollen wir auf Nummer Sicher gehen. Und sicher ist vermeintlich das, was die meisten gut finden und tun. Okay, zwischen 1933 und 1945 war das, was die meisten gut gefunden haben, keine so gute Idee, aber sonst klappt das doch recht zuverlässig, dass Massengeschmack einen zumindest nicht zum Außenseiter macht. Wenn alle mit dem gleichen Tool arbeiten, hat man eine gemeinsame Grundlage und kann viel einfacher kommunizieren.
Neue Wege zu gehen – ein europäisches Videokonferenzsystem zu finden, das den Ansprüchen der Datenschützer und der User gerecht wird, fällt vielleicht anfangs schwer, aber es wird sich lohnen. Manchmal muss man Dinge aufgeben, auch wenn das erstmal traurig ist. Als 1960 die Pedoskope (Röntgengeräte in Schuhläden) schlagartig an Popularität verloren haben, weil mancher aufgrund der Nebenwirkungen seinen Fuß verloren hatte (zum Beispiel eine Schuhvorführerin), waren die Menschen auch erstmal traurig, weil sie sich umgewöhnen mussten. Aber hey, Schuhe zu kaufen, kann auch ohne Röntgen Spaß machen. Und Videokonferenzsysteme können toll sein, wenn sie nicht vom weltweiten Platzhirsch stammen. Wirklich! Man muss sich nur auf etwas Neues einlassen.
Rheinland-Pfalz will seinen Lehrern und Schülern übrigens auf keinen Fall zumuten, sich in ein neues System einzuarbeiten. Deshalb wird Microsoft Teams dort weiterhin geduldet, das ist jetzt schon klar. So unterschiedlich können die Prioritäten sein. Rheinlandpfälzische Gemütlichkeit vs. hessischer Change. In einem Lernumfeld für ein neues – besseres – System offen zu sein und sich neue Kenntnisse anzueignen, ist sicher keine schlechte Idee, auch wenn es am Anfang stets mit einem Mehraufwand verbunden ist. Mal schaun, ob das hessische Kultusministerium eine gute Lösung findet. Sonst muss der Datenschutzbeauftragte weiter mit den Zähnen knirschen…
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