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© Bildagentur PantherMedia / scorpp
Das Corona-Virus bringt es ans Licht: Wir wollen eigentlich einen kühlen Kopf bewahren und rational handeln – stattdessen kaufen wir tonnenweise Klopapier. Unsere Entscheidungen werden nicht auf Basis menschlicher Vernunft gefällt, sondern durch emotional bedingte Wahrnehmungsverzerrungen. Angesichts einer lauernden Lungenseuche scheint uns die Vorstellung, unseren Hintern nicht mehr ordnungsgemäß abwischen zu können, das größte zivilisatorische Sakrileg zu sein. Wir haben keine Ahnung, was das unbekannte Virus uns bringen wird und entscheiden uns eben für den Kauf von Klopapier. Die Fähigkeit, das Ungewisse durch wie auch immer geartete Entscheidungen bewältigen zu können, bezeichnet man als adaptive Rationalität. Am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung gibt es einen eigenen Forschungsbereich, der sich mit dem Thema beschäftigt. In einer aktuellen Studie, die den Titel „Artificial intelligence in online environments: Representative survey of public attitudes in Germany“ trägt, befassen sich Anastasia Kozyreva, Stefan Herzog und Philipp Lorenz-Spreen unter anderem mit der Frage, inwiefern Menschen in Deutschland Datenschutz wichtig finden. Die Antwort klingt wenig überraschend: Viele der Befragten sind der Auffassung, dass Datenschutz sehr wichtig ist. Gleichzeitig wollen sie aber auch die Vorzüge personalisierter Empfehlungen genießen. Am besten sollen Firmen genau wissen, was wir wollen, ohne einen blassen Schimmer davon zu haben, wer wir sind. Also, ein paar Dinge dürften „die“ schon wissen, aber nichts allzu Privates. Von den 1.065 befragten Personen fanden die meisten es in Ordnung, vernünftige Restaurant-, Produkt- und Veranstaltungsempfehlungen zu bekommen, allerdings nicht aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihres Haushaltseinkommens, sondern eben durch andere Daten. Auch die Vorstellung, dass Inhalte von E-Mails oder von Nachrichten ausgewertet werden, um darauf basierend personalisierte Werbung zu ermöglichen, fand die Mehrzahl der Befragten äußerst unangenehm. Das ist ja auch legitim, denn ich kann durchaus zwei Dinge gleichzeitig wollen, die erstmal vielleicht nicht vereinbar zu sein scheinen. Es ist möglich, Empfehlungen auszusprechen, ohne zu wissen, mit wem jemand vorzugsweise ins Bett geht oder wie viel er so verdient. Zahllose BuchhändlerInnen und KellnerInnen beherrschen diese hohe Kunst seit Jahrzehnten. Die kriegen aber auch einen Stundenlohn, während eine künstliche Intelligenz ganz bescheiden vor sich hinarbeitet und fleißig Daten sammelt, verarbeitet und personalisierte Werbung generiert. Das Ding ist: Wir werden nicht freundlich danach gefragt, was wir denn sonst gerne lesen oder essen, ob wir Krimis mögen oder Koriander. Wir werden genauestens analysiert – und zwar nicht nur auf der Grundlage von bewusst erteilten Informationen, sondern auf einem genauen Profil basierend, das dauernd angepasst wird, weil wir eben ständig Spuren hinterlassen.
HOW TO BUILD A BUBBLE
Das Problem ist nicht, dass wir wollen, was eigentlich nicht geht, sondern, dass wir gar nicht wissen, was mit unseren Daten geschieht, weil wir uns leider auch oft nicht damit aufhalten wollen, uns darüber zu informieren. Auf unsere Bequemlichkeit ist Verlass. Und auf den Datenhunger künstlicher Intelligenzen natürlich auch. Wir akzeptieren alles, wenn wir dafür sofort eine lustige App bekommen, mit der man zum Beispiel was in Spiegelschrift schreiben oder Peitschengeräusche erzeugen kann. Uns fehlt das Bewusstsein für unser eigenes Handeln. Okay, das ist nicht nur im Netz so, aber dort ganz besonders. Kürzlich hat sich in einer Literaturgruppe eine Frau zu Wort gemeldet, die ganz außer sich war. Ein Screenshot dokumentierte den Grund für ihre Reaktion. Sie hatte plötzlich ihr eigenes, im Selbstverlag erschienenes Buch empfohlen bekommen. Nun trieb sie die Angst um, verrückt geworden zu sein und gleichzeitig war da die Hoffnung, plötzlich eine berühmte Schriftstellerin zu sein: „Wer von euch hat das noch angezeigt bekommen? Ich freue mich so sehr darüber, aber es beunruhigt mich auch. Ich kann mich nicht daran erinnern, Werbung dafür geschaltet zu haben!“
Ja, es existieren noch Menschen, die nicht wissen, dass es so etwas wie personalisierte Werbung gibt und nicht ahnen, dass sie mit ihrem eigenen Verhalten ein kleines Universum kreieren, in dem zwar die Auslöschung durch ein neuartiges Virus droht, aber auch eine Karriere als Schriftsteller winkt. Da bräuchte man nicht mal mehr das Haus zu verlassen! Nur eins dürfte man auf keinen Fall vergessen: Ausreichend Klopapier zu kaufen.
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